Unsere Forschungsprojekte: Projekt “Terminologische Innovationen in Internationalen Beziehungen”

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit einem Jahr geförderte interdisziplinäre Forschungsprojekt beschäftigt sich mit politischen und akademischen Diskursen im Bereich der Internationalen Beziehungen. Das von Prof. Dr. Marcus Müller (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft) und Prof. Dr. Jens Steffek (Institut für Politikwissenschaft) geleitete Projekt untersucht mit korpuslinguistischen Methoden, wie terminologische Innovationen aus akademischen Diskursen in die politische Sprache übergehen. Das Projekt startete im Herbst 2023 und ist auf drei Jahre angelegt.

Das Reden und Schreiben über internationale Beziehungen ist geprägt von abstrakten, oft metaphorischen Begriffen wie internationales System, Gleichgewicht der Mächte oder internationale Anarchie. Viele dieser Begriffe wurden in einem fachsprachlichen Diskurs entwickelt oder dort mit einer neuen, vom alltäglichen Sprachgebrauch abweichenden Bedeutung versehen.  Manche dieser Innovationen haben sich über die Wissenschaft hinaus in die politische Praxis verbreitet. Zu den einflussreichsten begrifflichen Innovationen mit eindeutig akademischer Vorprägung gehören „Global Governance“, „Human Development“ und „Human Security“.

Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, systematisch nachzuzeichnen, auf welchen Wegen und in welchem Ausmaß terminologische Innovationen aus dem wissenschaftlichen Fachdiskurs in die politische Alltagssprache gelangen und dort von politischen Akteur*innen aufgegriffen werden. In unserem Kontext ist zu erwarten, dass sich terminologische Innovationen sowohl auf der formalen Seite (Wortbildung) als auch auf der inhaltlichen Seite von Begriffen (Bedeutungswandel) vollziehen. Obwohl diskursanalytische und insbesondere korpuslinguistische Analysemethoden in den IB auf dem Vormarsch sind, wissen wir bislang wenig über die Dynamik dieser Diffusion zwischen Fachsprache und politischer Sprache.

 Empirisch untersucht das Forschungsteam zunächst die Entwicklung des akademischen Vokabulars der Internationalen Beziehungen über einen Zeitraum von 25 Jahren – von der bipolaren Ordnung des Kalten Krieges in den 1970er Jahren bis zur unipolaren Weltordnung unter der Dominanz der USA. Diese sprachlichen Entwicklungen werden dann mit Veränderungen in der Politikberatung und in politischen Diskursen verglichen.

Die Ergebnisse des Projekts werden neue Einblicke in den Einfluss der wissenschaftlichen Disziplin der Internationalen Beziehungen auf politische Debatten liefern. Dabei geht es nicht um den direkten Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder Empfehlungen in die Politik, sondern um dominante Beschreibungen, Interpretationen und Frames, die bestimmen, was in der internationalen Politik als normal, möglich oder wünschenswert gilt. Insofern ist Sprache nicht nur Vehikel für bestimmte Interaktionen zwischen Staaten, sondern auch konstitutiv für den Gegenstand der internationalen Beziehungen, so die sozialkonstruktivistischen Ansätze der IB seit den 1980er Jahren. Die Art und Weise, wie die internationalen Beziehungen beschrieben werden, ist daher von politischer Bedeutung.

Diese Perspektive auf den Einfluss der Politikwissenschaft unterscheidet das Projekt von bisherigen Studien und ermöglicht eine systematische Analyse der erfolgreichsten Theorieschulen der Internationalen Beziehungen. Damit kann das Projekt langfristig zu einem besseren Verständnis der Rolle wissenschaftlicher Konzeptualisierung in der Politik beitragen.

Workshop: Quantitative Textanalyse mit Sketchengine

Am 2. April findet die dritte Sitzung der Workshopreihe „We got the data – what now?“ statt! Dieses Mal bleibt der Fokus ein letztes Mal auf der Datendomäne „Text“, mit besonderem Schwerpunkt auf der quantitativen Analyse größerer Textkorpora. Ein besonderes Highlight wird die Vorstellung des kommerziellen Tools Sketchengine sein, das Angehörige der Universität Heidelberg kostenfrei nutzen können.

In diesem Workshop werden Methoden zur quantitativen Analyse von Textkorpora vermittelt und gezeigt, wie Sketchengine für Forschungsprojekte eingesetzt werden kann. Dieses leistungsstarke Tool ermöglicht unter anderem Kookkurrenzanalysen, die Erstellung von Wortprofilen sowie die automatische Identifikation sprachlicher Muster.

Wann und wo?

📅 Datum: 2. April
🕐 Zeit: 13:00–15:30 Uhr
📍 Ort: CATS-Gebäude, Voßstraße 2, Raum R.010.00.01

Anmeldung erforderlich! Die Teilnahme am Workshop erfordert eine vorherige Anmeldung. Weitere Informationen zur Workshopreihe sowie zur Registrierung finden Sie unter folgendem Link: Workshopreihe „We got the data – what now?“.

Love Data Week 2025: Insights zu Forschungsdatenmanagement und Daten-Tools

Diese Woche steht ganz im Zeichen der Love Data Week – einer Aktionswoche rund um Forschungsdaten und Datenmanagement. Vom 10. bis 13. Februar 2025 laden die HeFDI Data Infosnacks zu kurzen, informativen Sessions zur Mittagspause ein. Hier bekommen Interessierte wertvolle Einblicke in aktuelle Tools und Services für das Datenmanagement.

Die Veranstaltungen sind online, kostenlos und ohne Registrierung zugänglich. Wer sich mit den neuesten Entwicklungen in der Forschungsdatenverwaltung auseinandersetzen möchte, kann direkt über den Webraum hier beitreten.

Die Woche begann mit zwei spannenden Vorträgen auf Deutsch:

  • Anforderungen von DFG & BMBF an das Forschungsdatenmanagement (Dr. Ortrun Brand & Dr. Judith Dähne)
  • Was macht eigentlich ein Data Steward? (Dr. Beate La Sala, Katharina Koch & Stephanie Werner)

Am 11. Februar lag der Fokus auf englischsprachigen Sessions:

  • Version control with Git and GitLab (Tobias Ortwein) – ein essenzielles Thema für kollaborative Forschungsprojekte.
  • Jupyter (Tim Budras) – eine Einführung in eines der meistgenutzten Werkzeuge für datengetriebene Wissenschaft.

Morgen, am 12. Februar, stehen zwei weitere spannende Themen auf dem Programm:

  • Archiving and publishing research data: TUdatalib and the HeFDI repositories (Dr. Andreas Geißner)
  • noScribe – automatische Transkription: sicher, kostenfrei und open source (Dr. Kai Dröge) – ein besonders nützliches Tool für Forschende, die mit Sprachdaten arbeiten.

Am 13. Februar gibt es zwei interessante Veranstaltungen auf Deutsch:

  • OpenRefine: Ein Tor zur effizienten Datenverwaltung und Qualitätsverbesserung (Hanna-Lena Meiners) um 12:00 Uhr.
  • HERMES – Aus- und Weiterbildungsangebote für datengetriebene Forschung (Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka & M.A. Corinna Berg) um 12:30 Uhr.

Die Sessions bieten eine Gelegenheit, sich weiterzubilden und neue Methoden für das eigene Forschungsdatenmanagement kennenzulernen.

Sprachwelten – Vielfalt, Struktur & Interaktion: 25. Norddeutsches Linguistisches Kolloquium (NLK) an der TU Braunschweig

Vom 27. bis 28. März 2025 findet an der Technischen Universität Braunschweig das 25. Norddeutsche Linguistische Kolloquium (NLK) statt. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, an der Tagung teilzunehmen und sich über aktuelle Forschungsprojekte auszutauschen.

Die Linguistik beschreibt Sprache aus unterschiedlichen Perspektiven – je nach Erkenntnisinteresse variieren dabei die methodischen Ansätze und Schwerpunkte. Das diesjährige NLK beleuchtet drei zentrale Dimensionen von Sprache:

  • Struktur (systemlinguistische Perspektive)
  • Vielfalt der Gebrauchsformen (soziolinguistische Perspektive)
  • Interaktion und Verständigung (pragmalinguistische Perspektive)

Impulse für diese Themenschwerpunkte setzen die drei Plenarvorträge von:

  • Prof. Dr. Christiane Maaß (Universität Hildesheim) – Themenschwerpunkt Vielfalt
  • Prof. Dr. Martin Neef (TU Braunschweig) – Themenschwerpunkt Struktur
  • Prof. Dr. Christa Dürscheid (Universität Zürich) – Themenschwerpunkt Interaktion

Das NLK bietet eine Plattform für Nachwuchs- und etablierte Forschende (ab der Master-Abschlussphase bis zur Post-Doc-Ebene), um ihre aktuellen Forschungsvorhaben vorzustellen und zu diskutieren. Besonders im Fokus stehen in diesem Jahr laufende Projekte, die entweder als Vortrag oder im Science Slam präsentiert werden können.

Neben den fachlichen Beiträgen gibt es einen Softskill-Informationsblock, in dem eingeladene Expert*innen kurze Inputs zu Themen wie Gute wissenschaftliche Praxis, Wissenschaftsenglisch und digitale Publikation geben. Anschließend besteht die Möglichkeit, in einer offenen Diskussion Fragen zu vertiefen.

Hinweis: Die Frist für die Einreichung von Abstracts ist bereits abgelaufen, jedoch ist eine Anmeldung zur Teilnahme bis zum 3. März 2025 möglich.

Modellierung entstehender Zukunftsvorstellungen – Japanische Tech-Imaginäre durch digitale Korpusanalyse: Abschlussvortrag der HDSM-Oberseminarreihe

Die HDSM-Oberseminarreihe im Wintersemester 2024/25 endet mit einem Vortrag von Dr. Nicole M. Müller am 4. Februar um 16:15 Uhr (MEZ). Der Vortrag mit dem Titel „Modellierung entstehender Zukunftsvorstellungen – Japanische Tech-Imaginäre durch digitale Korpusanalyse“ untersucht, wie digitale Korpora genutzt werden können, um Narrative nachzuverfolgen, die Japans technologische Zukunft prägen.

Dr. Müller, Senior Research Fellow am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokio, erforscht, wie fiktionale Erzählungen und soziotechnische Imaginäre die Entwicklung neuer Technologien beeinflussen. Ihr Fokus liegt auf Japans Bestrebungen im Rahmen von Society 5.0 und darauf, wie Konzepte wie Extended Reality (XR) – also Virtual, Augmented und Mixed Reality – in der Unternehmens- und Öffentlichkeitsdiskussion dargestellt werden.

In ihrem Vortrag zeigt sie, wie Themenmodellierung zur Analyse japanischsprachiger Online-Quellen – von Unternehmens-Pressemitteilungen bis hin zu Tech-News – genutzt werden kann. Sie wird außerdem die Herausforderungen bei der Arbeit mit spezialisierten Fachterminologien erläutern. Darüber hinaus präsentiert sie erste Forschungsergebnisse und zukünftige Forschungsansätze, darunter die Rolle von Science-Fiction-Narrativen und KI-gestützter Bildanalyse bei der Wahrnehmung neuer Technologien.

Die Veranstaltung findet online über Zoom statt, die Anmeldung erfolgt über Eventbrite.